Der vergiftete Sport – Berichte aus der Welt der Dopingbekämpfung
Will man im Sport Erfolge feiern, so muss man den eigenen Körper bis zur Leistungsgrenze bringen. Mit viel Training, Fleiss, Ausdauer, Ehrgeiz und immer wieder frischer Motivation. Siege, Medaillen, Diplome und gute Rangierungen sind grosse Motivationsspritzen, um weiter dran zu bleiben. Einigen reicht dies leider nicht und sie überschreiten eine Grenze, die langfristig nur schadet – dem Körper, der Ehrlichkeit, dem Sport.
Der weltweit angesehene Antidoping-Experte Matthias Kamber berichtet in seinem Buch Der vergiftete Sport eindrücklich von seinen Erfahrungen in der Dopingbekämpfung. Wie kleine und grosse Dopingfälle die Bekämpfung beeinfluss(t)en und wie sich diese weiterhin entwickeln sollte.
Ehrgeizige Sportlerinnen und Sportler tun alles erdenklich mögliche, um in ihren Sportarten erfolgreich zu sein. Sie treiben ihren Körper an die Leistungsgrenze, trainieren hart und fokussiert, ordnen dem Sport alles unter und streben nur eines an – den Sieg am nächsten grossen Wettkampf. Olympia, Weltmeisterschaft, Europameisterschaft, Weltcup, Diamond Meetings oder was auch immer. Nur der Erfolg zählt. Nur Rang 1 wird diesem Erfolg gerecht.
Wenn der Erfolg nicht ausbleiben darf
Mit den ersten Erfolgen kommt der Ruhm, man wird bekannt und Sponsoren buhlen um einen. Fallen die Top-Platzierungen aus, zerspringt alles rundherum ebenso schnell wieder. Läuft ein einstiger Siegläufer nur noch im Mittelfeld mit, wird er bald einmal abgeschrieben. Negativschlagzeilen sind nicht auszuschliessen, trotz nachwievor guten Resultaten. Das persönliche Umfeld kann im Extremfall zusätzlich Druck aufbauen, selbst wenn sie es nicht aussprechen. Doch wer will nicht seinen Liebsten gefallen und durch gute Resultate glänzen?
Mit dem Erfolgsdruck – egal, ob im kleinen oder im grossen – können nicht alle umgehen. Jede und jeder sucht sich seinen eigenen Weg. Leider verfallen viele der Verlockung von nicht zulässigen Methoden. Einige wollen es selbst, andere werden dazu getrieben oder tappen schlicht blindlings in die Falle. Ob nun von Anfang an mit voller Absicht oder aber in gutem Glauben an seine eigenen (medizinischen) Berater, schlussendlich ist jeder selbst für seinen Körper verantwortlich.
Der Balanceakt Dopingbekämpfung
Speziell in Ländern wie der Schweiz oder Deutschland darf man davon ausgehen, dass Sportlerinnen und Sportler genügend darüber informiert sind, was man darf und was eben nicht. Überführen die Dopingbekämpfer wieder mal jemanden, dann kommen dennoch meist eine Ansammlung von Ausreden daher, weshalb das nicht sein kann oder man sich dessen einfach nicht bewusst war. Für uns Hobbysportler, welche selbst mit Doping nicht mit der Weltspitze mithalten könnten, ist es dafür jedes mal ein Schock, wenn ein einstiges Idol des Betrugs überführt wird. Dennoch glaube ich grundsätzlich an das gute im Menschen und hoffe darauf, dass ein Grossteil der Athletinnen und Athleten sauber sind. Aber eben, ganz so ist es leider nicht.
In seinem Buch Der vergiftete Sport berichtet Matthias Kamber über viele meist äusserst bekannte Dopingfälle der letzten rund dreissig Jahre – Tour de France, Armstrong, Johnson und Russland sind nur einige wenige Stichworte dazu. Er zeigt seinen Bezug zu den Fällen auf und erklärt, was die Dopingbekämpfung national und international jeweils daraus gelernt hat. Die Strukturen haben sich teils stark verändert, getrieben durch das Doping und ihre Sünder. Die Entwicklung muss aber rasant weiter gehen. Die vielen Verbände aus Sport und Antidoping und nicht zuletzt die Sportlerinnen und Sportler selbst sind gefordert. Nicht in erster Linie, um möglichst viele Dopingsünder zu überführen. Vielmehr geht es darum, die sauberen und ehrlichen Sportlerinnen und Sportler zu schützen. Damit der Sport glaubwürdig und sauber bleibt. Darauf hoffe ich und daran glaube ich.
Informationen aus erster Hand
Der Autor Matthias Kamber widmet seit über 30 Jahren sein Leben der Dopingbekämpfung. Er ist promovierter Chemiker und hat massgeblich beim Aufbau von Antidoping Schweiz mitgewirkt, unter anderem als Direktor. Er gehört national und international zu den gefragtesten Experten, wenn es um Doping und dessen Bekämpfung geht. So gibt es im zweiten Teil des Buches, welches er mit dem Co-Autor Benjamin Steffen realisiert hat, einige Gespräche mit anerkannten Experten bezüglich Doping – Journalisten, Verbandsspitzen und ehemalige Spitzensportler. Abschliessend gibt er einen Ausblick, wie sich die Antidoping-Welt weiterentwickeln muss, damit der Sport sauber und glaubwürdig bleibt.
Der vergiftete Sport von Matthias Kamber und Benjamin Steffen erschien im April 2020 im orell füssli Verlag.
Dieser Beitrag erscheint zeitgleich ebenfalls auf meinem Blog querdurchdenalltag.com.
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