DNF in Zürich – Krankenwagen anstelle Ziellinie
Das war er nun, der Marathon der Extreme, den ich so nie erleben wollte. 27 Kilometer lief es sehr gut, weitere acht Kilometer war ich noch immer voll im Plan und auf dem Weg, meine Marathonzeit vom Vorjahr zu unterbieten. Dann schlug das Wetter mit voller Wucht zu und brachte meinen Körper über die gesundheitlich ertragbare Grenze hinaus. Nach 40.9 Kilometer musste ich am Ende meiner Kräfte und völlig unterkühlt aufgeben – zu spät, um mich aus eigener Kraft wieder zu erholen.
Ein grosses DANKEschön gehört meiner Frau Andrea, unserem Sohn Lars, den Rettungssanitäterinnen vor Ort und sämtlichen Supportern am Streckenrand, die auch bei den widrigsten Wetterbedinungen uns Läuferinnen und Läufer noch unterstützten! DANKE!
8 Uhr – Start auf der Quaibrücke
Am frühen Morgen spielt das Wetter noch mit. Es ist zwar kühl, aber freundlich und angenehm zu Laufen. Für mich absolut perfektes Laufwetter und so bleibt es denn auch tatsächlich über zwei Stunden lang. Erst kurz nach der Wende in Meilen beginnt es langsam an zu regnen und wenig später prallt die erste Schlechtwetterfront auf uns Läuferinnen und Läufer ein. Glücklicherweise hört es jedoch wieder auf und so geht es soweit recht angenehm dem Seeufer entlang zurück nach Zürich.
Läuferisch geht es mir bis dahin sehr gut oder zumindest den Umständen entsprechend gut. Es ist ja nicht direkt aussergewöhnlich, nach 35 Kilometer schon ziemlich müde Beine zu haben. Bis dahin konnte ich stets durchlaufen und bin drauf und dran, eine Zeit um 3:50 Stunden zu erreichen. Dazu muss ich eigentlich nur noch einigermassen ins Ziel laufen. Es sind ja ab dem Bahnhof Tiefenbrunnen (bei Kilomeer 35) bis ins Ziel beim Mythenquai nur noch sieben Kilometer und nun kommt wieder mehr Publikum und Unterstützung am Streckenrand.
11 Uhr – Das Wetter schlägt mit voller Kraft zu
Kurz nach diesen 35 Kilometern, auf dem Weg in die Stadt Zürich rein, hin zum Sechseläutenplatz, etwas später als 11 Uhr, genau dann öffnet der Himmel seine Schleusen und lässt so ziemlich alles Widrige, das er zu bieten hat, auf die Laufstrecke des Zürich Marathon niederschmettern. Das Läuferfeld des Halbmarathon erwischt es zum Start des Rennens, uns auf dem Weg zum Marathon nach gut drei Stunden Laufzeit. Regen, Schnee, Wind, Kälte und dies alles in voller Wucht.
Mir persönlich gibt dies den Rest. Nun bin ich definitiv durchnässt, mein Körper müde und in den Beinen künden sich Krämpfe an. Kombiniert mit der saumässigen Kälte wäre dies nun der richtige Moment, den Lauf zu beenden. Aber es sind ja nur noch sechs Kilometer und am Bürkliplatz bei Kilometer 38 stehen ja vielleicht meine Frau Andrea und unser Sohn Lars. Spätestens im Ziel warten sie dann sicher auf mich. Was ich in diesem Moment nicht wusste: sie standen genau da, wo ich über eine Aufgabe nachdachte, beim Bellevue und sahen mir an, dass es mir ziemlich scheisse zu gehen scheint.
12 Uhr – Definitive Aufgabe am Bürkliplatz
Aber eben, der Kämpfer in mir, läuft weiter. Ein letztes mal über die Quaibrücke und rein in die abschliessende Schleife die Bahnhofstrasse hoch. So laufe ich noch bis ungefähr Kilometer 39, ehe ich endgültig zu Spazieren anfange. Meine Idee: einfach gemütlich spazierend noch ins Ziel. Was ich nicht bedachte: so kühlte ich endgültig noch mehr aus, denn meine Kleider waren durch und durch nass und die Temperaturen im Keller.
Zurück beim Bürkliplatz, nach 40.9 Kilometern und 3:57 Stunden, lediglich 1.3 Kilometer vor dem Ziel, beendete ich meinen Lauf dann definitiv. Hier hatte ich am Morgen meinen Rucksack deponiert mit den wärmenden langen Kleidern. Wenn ich diese anziehe, wird es bestimmt bald wieder besser mit der Kälte. Doch dafür musste ich vier Stufen einer Treppe hoch und scheiterte wegen der Krämpfe in beiden Beinen schon bei der ersten. Irgendwie schaffte ich es eine Ewigkeit später doch noch und konnte die Jacke anziehen. Bei der Hose schaffte ich es mit grösster Mühe in ein Bein, danach war es vorbei.
13 Uhr – Im Krankenwagen unterwegs ins Spital
Irgendwie konnte ich dann endlich meine Frau anrufen, welche mit Lars im Ziel wartete. Sie rannten zu mir und holten sogleich die Sanität, denn ich war so langsam aber sicher ziemlich neben mir. Was war ich froh über diese Hilfe von Andrea, Lars und den Rettungssanitäterinnen und -sanitäters. Auf dem Weg ins Spital wärmte ich langsam wieder etwas auf, die Krämpfe in den Beinen wurden besser und Lars erlebte ein kleines Abenteuer, durfte er doch vorne im Krankenwagen als grossartiger Assistent mitfahren.
Den Nachmittag verbrachte ich in der Folge im Spital, bis ich wieder soweit auf dem Damm war, heim zu gehen. Die Temperatur stieg von etwa 33 Grad wieder hoch auf Normaltemperatur und der Körper erholte sich ganz langsam auch wieder von den Strapazen. Für mich war dies ein Erlebnis der Extreme, welches ich so nie erleben wollte. Umso mehr bin ich allen Helfenden von Herzen dankbar.
18 Uhr – Marathon c’est fini
Ich Laufe so gerne, weil es mir Freude bereitet und meiner Gesundheit gut tut. Niemals möchte ich jedoch meine Gesundheit damit gefährden. Ein Marathon ist für den Körper grundsätzlich eine grosse Herausforderung und teils Grenzerfahrung. Bei solch extremen Wetterbedingungen wie am Sonntag in Zürich wird es für den Körper nochmals ein Stück härter. Viele Läuferinnen und Läufer absolvieren einen Marathon gerade wegen dieser Herausforderung. Auch bei mir war dies nicht anders. Doch für mich fehlt irgendwann der Spass beim Laufen selbst.
Meine Lehre aus dem Zürich Marathon 2024? Es war mein letzter Lauf über diese Distanz. In Zukunft werde ich mich wieder auf Läufe bis hin zum Halbmarathon beschränken. Ich hadere nicht damit, dass ich den Marathon am Sonntag nicht finishen konnte. Vielmehr habe ich grosse Mühe damit, meine Gesundheit so sehr strapaziert zu haben, dass ich unterkühlt auf der Parkbank endete und professionelle Hilfe benötigte. Das wollte ich so nie erleben und will es in Zukunft möglichst vermeiden.
DANKE
Abschliessend nochmals ein herzliches Dankeschön an Andrea, Lars und die Rettungssanität für die grossartige Hilfe. Ebenfalls ein grosses Dankeschön haben alle Supporter am Streckenrand verdient. All die Zuschauerinnen und Zuschauer, Musikgruppen, Helferinnen und Helfer – halt einfach alle, die selbst bei den widrigsten Bedingungen noch am Streckenrand ausharrten und uns Läuferinnen und Läufer grandios unterstützten. Das hat mich tief beeindruckt. Es ist ja ein Ding, dass wir bei solchem Wetter laufen, aber es ist doch noch was anderes, dass so viele Leute einfach da stehen und uns zujubeln und beklatschen. DANKE.
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