Linksherum auf der Rundbahn – aber weshalb?
Vor wenigen Monaten schrieb ich hier in meinem Lauftagebuch, weshalb eine Leichtathletik-Rundbahn die typischen 400 Meter lang ist. Als Rückmeldung kam die Frage auf, weshalb man diese 400 Meter jeweils linksherum, also gegen den Uhrzeigersinn, läuft. Ja, weshalb eigentlich? Gute Frage, also komme ich hiermit mit der Antwort. So korrekt ich es denn kann.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und läuft er einmal links herum, so läuft er immer links herum. Ist das so? Doch wer hat damit angefangen? Nun, Fakt ist, dass man auf der Leichtathletik-Rundbahn reglementarisch stets links herum, also gegen den Uhrzeigersinn, läuft. Es ist aber auch so, dass ganz viele Läufe um Seen oder sonstige Umrundungen jeweils in derselben Richtung verlaufen.
Selbst ich laufe intuitiv links herum, was mir jedoch erst jetzt bewusst wird, als ich so links herum am überlegen bin. So verlaufen nicht nur die beiden Laufwettkämpfe um den Rotsee und den Greifensee gegen den Uhrzeigersinn, auch ich selbst laufe bzw. lief um diese beiden Seen stets in derselben links herum gedrehten Richtung. Und auch die Wettkampfstrecken um den Baldeggersee, Hallwilersee sowie um den Pfäffikersee verlaufen sämtlich links herum.
Auch weitere Rundkurse wie der Männerdörfler Waldlauf, der GP der Stadt Dübendorf, der Dietiker Neujahrslauf oder der GP Bern verlaufen links herum. Natürlich gibt es auch die Regel bestätigende Ausnahmen wie der Flughafenlauf Zürich, der Zumiker Lauf oder der Luzerner Stadtlauf. Und klar: es gibt ganz viele weitere Läufe rechts herum, aber eben auch links herum.
Viele Erklärungen
Weshalb nur? Sind wir eine solch links verdrehte Läuferschar? Nein, natürlich nicht. Erklärungen gibt es viele für das traditionalle links herum Laufen auf der Tartanrundbahn in den Stadien. Da wäre mal der natürliche Linksdrall des Menschen. Wir mögen es einfach gerne, links herum zu gehen, wenn wir im Kreis laufen. Selbst wenn wir einen Menschen in der Wüste aussetzen, würde dieser ohne Orientierungshilfe einen Kreis gegen den Uhrzeigersinn laufen. Naja, beweisen kann ich dies persönlich selbstverständlich nicht.
Oder kommt unser Linksdrall daher, weil der Grossteil der Menschheit Rechtshändler bzw. Rechtsfüssler ist? Zieht es uns deshalb stets links herum in die Kurve? Oder gar aufgrund des Herzens, welches ja bekanntlich seinen Sitz auf der linken Körperseite hat? So ist es für unsere Lebenspumpe effektiver, das Blut in den Umlauf und ins Gehirn zu bringen, wenn wir uns links halten?
Nein, wohl auch eher nicht. Wahrscheinlich hat man im Jahre 1913, als man die Leichtathletik-Regeln definierte, einfach ausgelost, in welche Richtung gelaufen wird. Das geschah dann wohl aber bestimmt nicht in der Schweiz, denn wir hätten sicherlich einen für alle passenden Kompromiss gefunden und es irgendwie geschafft, verteilt auf alle Disziplinen (oder gar Bahnen) sowohl links herum wie auch rechts herum laufen zu können. Ja, sowas können wir gut. In diesem Falle ist es trotz allem aber wohl besser, man entschied sich für eine einzige Richtung.
Eine Antwort
Und diese eine wahre Richtung ist nun eben links herum. Gegen den Uhrzeigersinn. Es passt so für die Zuschauer schlicht am besten. Schliesslich lesen wir auch von links nach rechts, also passt es perfekt, die Sprinter von links nach rechts laufen zu sehen. Wobei… was ist denn mit den Zuschauern auf der Gegentribüne? Ha, erwischt! Das kann es auch nicht sein.
Nun also zur Aufkärung. Die Lösung findet sich auf der Pferderennbahn respektive auf den Strassen Englands, wo vor rund 200 Jahren die Pferderennen noch auf der Strasse durchgeführt wurden. Aufgrund des dort herrschenden Linksverkehrs, war es mit den Pferden auf der linken Seite in den Linkskurven sicherer und dieses Linkshalten hielt man auch auf den Pferderennbahnen bei. Anfängliche Rennen des Laufsports wurden auf diesen Pferderennbahnen ausgetragen mit der dort geltenden Laufrichtung. So kam es, dass man diese Laufrichtung auch in die Leichtathletikstadien brachte und man bis heute stets links herum läuft.
Ja, so lautet die wohlweisliche Erklärung zur heute geltenden Laufrichtung auf der Rundbahn. Für Laufveranstaltungen neben der Leichtathletikanlage gelten diese Regeln selbstverständlich nicht. Ob sich der ein oder andere Veranstalter bei der Festlegung der Strecke daran orientiert, liegt in dessen Verantwortung. Trotzdem laufe ich selbst bei Seen in aller Regel automatisch links herum. Seis drum, gelaufen werden darf so oder so. Einfach, weil es gut tut. Und Spass macht.

Zwei Quellen
In den beiden Quellen steht jeweils genau dasselbe. Wer der wahre Verfasser der Erklärung ist, kann ich selbst nicht sagen.
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