Anfang Woche lief ich meinen siebten Lauf an Reuss und Vierwaldstättersee entlang und kam der Aare weitere 35 Kilometer näher. Im Kanton Aargau bin ich mit der Reuss jedenfalls schon, auch wenn mein letztes Ziel Ottenbach auf der Zürcher Seite des Flusses liegt. So bestimmte der Fluss heute auf langer Strecke die Kantonsgrenzen. Da ich ab und zu die Seite wechselte, durchlief ich sämtliche anliegenden Kantone. Ist ja klar. Obwohl für Zürich nur noch knapp einen Kilometer übrig blieb.

Traumwetter

Was für ein Traum von Wetter kündigte sich da schon am frühen Morgen an. Der Tag versprach blauen Himmel und Sonne bei angenehmsten Temperaturen mit gegen 20 Grad. Auf der Fahrt mit Bus, Tram und Zug von Pfaffhausen via Zürich nach Luzern vollführte der Nebel eine Vorstellung, die sich innerhalb weniger Minuten immer wieder änderte. Also quasi bei jedem Blick aus dem Zugfenster eine neue Überraschung. In Luzern angekommen, war es dann wie angekündigt: blauer Himmel, Sonnenschein und angenehm kühl mit Tendenz zu angenehm warm.

Das zog entsprechend nicht nur mich ins Freie. Viele Ausflügler und noch viel mehr Touristen vornehmlich aus Asien zogen am frühen Montag los, um die Innerschweiz zu entdecken. Am Schiffsanlegesteg warteten schon eifrig viele grosse Reisegruppen auf ihr Schiff und all die schönen Fotomotive der Stadt Luzern waren in Beschlag von unzähligen Kameras.

Selbstverständlich knipste auch ich noch kurz das Riesenrad am Europaplatz sowie die Kappellbrücke mit dem Pilatus im Hintergrund von der Seebrücke her. Es sollten die letzten Bilder dieses Laufes bleiben, denn fortan lief es so gut, dass ich schlicht keine Lust hatte nicht zu laufen und Pause zu machen. Das ursprüngliche Ziel ab Luzern war ja mal Sins, doch nach diesen 23 Kilometern hatte ich noch keine Lust auf ein Laufende und lief locker weiter mit dem nächsten Ziel in Ottenbach. So wie vor vielen Jahren mit dem Schlauchboot ab Perlen.

Grenzfluss

In Luzern startete ich also beim Schwanenplatz und lief über die Seebrücke und somit über den Ausfluss der Reuss aus dem Vierwaldstättersee. Los geht es, von nun an stets dem Wasser folgend. Raus geht es aus der Stadt und bald einmal verläuft nebst der Reuss auch noch die Autobahn. So geht das gute 17 Kilometer, bis sich Reuss und Autobahn kurz vor Rotkreuz ein letztes mal kreuzen. Nun heisst es: auf nimmerwiedersehen! Kaum ist die Autobahn weg, da wird es ruhig. Auf dem Wiesenpfad dahinlaufend, höre ich nur noch das Plätschern der Reuss und das Muhen der Kühe und ihre Glocken.

Ansonsten war da nur noch ich und die Natur. Von hier an schlängelt sich die Reuss an allen Ortschaften mit grosszügigem Abstand vorbei. Einzige Ausnahme ist nach 23 Kilometer Sins im Kanton Aargau. In diesem Kanton befinde ich mich mit der Reuss seit kurz vor dem Verlassen der Autobahn, als ich dem Kanton Luzern Adieu sagen musste. Doch in Sins laufe ich mal eben über die alte Holzbrücke rüber in den Kanton Zug und laufe auf dessen Seite der Reuss weiter flussabwärts. Seit ich die Kantonsgrenze Luzern-Aargau überschritten habe, ist die Reuss auch Kantonsgrenze. Aktuell nun also zwischen Aargau und Zug.

Für die nächsten fünf Kilometer laufe ich also im Kanton Zug. Der Fluss ist jedoch noch immer derselbe und die Natur weiterhin wunderschön. Ebenso das Wetter, welches wohl vom Kantönligeist auch nicht so viel hält wie so manche Schweizerin und so mancher Schweizer. Egal, bei Mühlau wechsle ich eh mal wieder die Seite und weiter geht es auf Aargauer Seite. Mein Ziel ist Ottenbach und dessen Reussbrücke ist noch sieben Kilometer entfernt. Auf Pfaden und Wegen geht es weiter im Grünen laufend.

Aussichten

Die allerletzten rund 700 Meter laufe ich dann wieder auf der anderen Reussseite und entsprechend in einem anderen Kanton. Es ist Zürich und hier geht es nicht mehr der Reuss entlang, sondern nur noch ins Dorf hoch zur Bushaltestelle. Mein heutiges Ziel wird der Start zum nächsten Erlebnislauf entlang der Reuss sein. Gut zwei Kilometer werde ich noch im Kanton Zürich laufen, anschliessend führt mich die Reuss komplett durch den Kanton Aargau via Bremgarten und Windisch bis zur Aare und abschliessend zum Bahnhof Turgi.

Damit wird die Reuss zur Aare und mein Laufprojekt entlang der Reuss könnte zu Ende sein – wäre da nicht noch der Vierwaldstättersee, den ich so grösszügig dazu genommen habe. Hier gilt es noch die Etappen ab Horw via Alpnachstad, Beckenried und Seelisberg bis nach Flüelen zum Urner Reussdelta zu laufen. Es liegen also noch einige Kilometer an, welche es zu laufen und zu geniessen gilt. Nicht umsonst benenne ich diese Läufe als Erlebnisläufe.