Um den Obersee mit heiklen Passagen
Der montägliche Lauf um den Obersee von Pfäffikon SZ via Schmerikon nach Rapperswil hatte es in sich. Da war die Distanz von 34.7 Kilometer – immerhin neuer Rekordwert – das kleinere Übel. Viel mehr Energie und eine gute Portion Optimismus brauchte ich auf dem Uferweg ab dem Steinbruch Nuolen bis ans obere Seeende. Wobei der Begriff Weg hier zeitweise nicht mehr wirklich galt. Denn dieser war stellenweise von unzähligen gefallenen Bäumen übersät und lag manchmal sogar fast im Wasser. Und als auch noch eine Stelle mit einem Sicherungsseil kam, war doch eine absolute Premiere meines Läuferlebens.
Laufen nach Gefühl
Für die zweite Etappe meiner Zürich- und Obersee-Umrundung standen geplante 33 Kilometer vor mir. Am Ende waren es dann 34.71 Kilometer, welche ich vom Bahnhof Pfäffikon SZ rund um den Obersee bis zum Bahnhof in Rapperswil SG zurücklegte. Es war schon zu Beginn etwas weniger flach wie noch auf der letzten Etappe von Zürich via Horgen nach Pfäffikon SZ. Der Weg führte immer wieder leicht hoch und runter. Im jeweiligen Moment nicht viel, auf die Distanz summiert sich dies jedoch ziemlich.
Auch führte der Weg weniger direkt dem See entlang, da ein grosser Teil des Obersee-Ufers in Privatbesitz und somit von teils eindrücklichen Anwesen gesäumt ist. Ja, da jonglieren einige Leute mit einem etwas grösseren Haushaltsbudget als wir das tun. Egal, ich bin zufrieden, wie es ist – und auch beim Laufen lief es wunderbar. Einmal mehr lief ich in einer sehr regelmässigen und für den langen Lauf angenehmen Pace. Rein nach Gefühl lief ich Kilometer für Kilometer in einer Pace um 5:30, plus minus 10 Sekunden, sieht man von wenigen leichten Ausreissern rauf oder runter ab.
Wo ist hier der Weg?
Dies gilt so für 31 der total 34 ganzen Kilometer. Dazwischen verlief der Lauf rund 2.5 Kilometer lang etwas anders, sprich kaum noch laufend. Nach 14.6 Kilometer passierte ich direkt am Seeufer den Steinbruch Nuolen, die letzte Abzweigung war bereits über einen Kilometer her. Dennoch kam mir hier erstmals der Gedanke, ob es sinnvoll ist, hier weiter zu laufen. Direkt dem See entlang. Führt hier tatsächlich ein Weg entlang? Ja, sagt die Karte. Ja, sagt der Pfad, der immer wieder gut sichtbar ist. NEIN, sagen jedoch ganz viele Stellen, wo es beinahe direkt durch den See geht oder ganz einfach unzählige gefallene Bäume über den Weg verteilt sind – der dann eben kein Weg mehr zu sein scheint.
Wenige hundert Meter nach dem Steinbruch machte ich zwangsmässig den einzigen Halt des ganzen Laufes. Sicherheitshalber prüfte ich nochmals die Kartenapp von SwissTopo und ging kurz meine Optionen durch. Weiterlaufen schien irgendwie wenig sinnvoll, aber umkehren noch viel weniger. Aufgrund der steilen Hanglage dem See entlang wären es nicht nur mehrere Kilometer Distanz, sondern auch fast 200 Höhenmeter an Umweg geworden. Und dies auf meinem Langen Lauf von über 30 Kilometern. Nein danke!
Viel See, Bäume, Match – wenig Weg
Also, weiter gehts. Immer wieder dem Matsch ausweichen, unter den Bäumen durch, über die Bäume drüber, manchmal beides gleichzeitig, oftmals auch direkt am See über rutschiges Holz – und zwischendurch auch mal wieder laufend auf einem ansonsten sehr schönen Pfad dem Seeufer entlang. Mit der Zeit fing ich es schon fast an zu geniessen. Das Lächeln verlor ich jedenfalls nie. Und siehe da, irgendwo mittendrin war da doch tatsächlich ein Arbeiter am Weg räumen. Der hatte noch viel Arbeit vor sich. Und irgendwie auch hinter sich, denn der Weg war danach nicht einfach frei. Er arbeitete einfach irgendwo dazwischen.
Trotzdem war ich irgendwie froh, mal jemandem zu begegnen. Es zeigte, dass dieser Weg doch tatsächlich noch irgendwo hinführen wird. Naja, wie es mir schon die Karte und mein Navi am Handgelenk sagte. Aber wer weiss das denn schon so genau? Der Arbeiter wusste es und ich jetzt auch. Irgendwann am oberen Seeende gelangte ich wieder auf angenehmen Untergrund und konnte von nun an wieder regelmässig und weiterhin motiviert und voller Genuss laufen.
Laufend dem Marathon näher kommen
Und es lief so richtig gut. Nach 19.8 Kilometer überquerte ich den Linthkanal, welcher hier bei Schmerikon vom Walensee herkommend in den Obersee fliesst. Die Hälfte war also schon deutlich geschafft und von nun an ging es wieder zurück, auf der anderen Seeseite der Stadt Rapperswil entgegen. Mit dem Linthkanal wechselte ich auch den Kanton von Schwyz nach St. Gallen, die beiden Seekantone des Obersees. Der Zürichsee auf der nächsten Etappe liegt dann wieder mehrheitlich im Kanton Zürich.
Doch nun lief ich erstmal bis Rapperswil und erreichte mit 34.71 Kilometern erneut einen Höchstwert meiner je gelaufenen Distanzen. Schritt für Schritt und Lauf für Lauf komme ich so den 42.195 Kilometern näher. Spätestens am 23. April 2023 nach dem Zürich Marathon werde ich auch einen Marathon zu meinen Läufen zählen dürfen. Heute war ich glücklich darüber, wie ich vor und nach dem ominösen Seeuferweg zwischen Kilometer 14.6 und 17.2 gelaufen bin. Sehr gleichmässig in einem tollen Tempo, ganz ohne Pause und bis zum Ende in Rapperswil erstaunlich locker in den Beinen. Ja, toll wars!
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