Mein erster Marathon – ein mega Erlebnis

Es ist vollbracht! Ich hab die 42.195 Kilometer geknackt und meinen ersten Marathon gefinisht! Wow, war das ein Erlebnis vergangenen Sonntag in Zürich. In der Früh um acht ging es los und kurz vor zwölf lief ich unter vier Stunden über die Ziellinie. Lächelnd und mit erhobenen Armen! Und voller Stolz nach der vollbrachten Leistung.

Nun lasse ich meinen Lauf über die volle Marathondistanz am Zürich Marathon nochmals Revue passieren. Denn eines lernte ich: diese 42.195 Kilometer sind tatsächlich verdammt lange.

km 0 – Anreise und Start

Die Startzeit um 8 Uhr bedeutet zugleich eher frühes Aufstehen, wobei es für mich nicht ganz so schlimm war, da ich eine eher kurze Anreise hatte. Zudem versprach der Wetterbericht angenehme Temperaturen schon am Start und mit etwas Glück kein oder nur wenig Regen. So reiste ich lauffertig in kurzer Laufkleidung an und musste den Umweg über das Gepäckdepot nicht mehr gehen. Zu Hause genoss ich gemütlich noch zwei Kaffees, ein Müesli und den grossen Aufenthalt auf der Toilette.

Was vielleicht etwas deplatziert klingt, war ein ganz wichtiger Punkt. Zu wissen, dass die Verdauung wach ist und funktioniert und das Vertrauen damit da ist, lange laufen zu können, ohne diesbezügliche Beschwerden. Beim Bellevue angekommen, ging es noch ein letztes Mal aufs Klo und danach total entpannt und mit ganz viel Vorfreude zum Start, wo ich in meinem Block einstand und mit den vielen Mitläuferinnen und Mitläufern auf den Start wartete. Und dann war es soweit! Um 8:02 überlief ich die Startlinie und begab mich auf die ersten von total 42’195 Meter.

km 1 bis 10 – Stadtrunde

Kilometer 10 haben wir schnell erreicht. Nach nur etwa 100 Meter ist es soweit – oder war da noch was? Ah ja, es folgt erst noch eine kleine – eben 10 Kilometer lange – Runde durch die Stadt. Vorbei am Sechseläutenplatz durchs Seefeld bis kurz vor Tiefenbrunnen, wieder zurück zur Quaibrücke und ein erstes Mal auf die letzten Kilometer des Marathons.

Laufen Zürich Marathon 2023
Die Freude war gross, als ich nach 10 Kilometer beim Bellevue Andrea und Lars entdeckte. (Foto: April 2023)

Via Bahnhofstrasse geht es bis kurz vor den Hauptbahnhof und von da leicht versetzt zum Schanzengraben zurück zum Bürkliplatz. Zwei Kilometer später laufen wir ein erstes Mal durch das Ziel – nur leider gut 33 Kilometer zu früh. Also geht es weiter, mit noch wunderbar lockeren Beinen. Ein zweites Mal laufen wir durch den Start auf der Quaibrücke und nach 10 Kilometer geht beim Bellevue der Lauf nun richtig los. Denn jetzt geht es dem See entlang 14 lange Kilometer bis nach Meilen – und dann eben so viele noch längere zurück nach Zürich.

km 10 bis 24 – dem See entlang nach Meilen

Bisher lief alles bestens. Zu Beginn musste ich ein wenig in den Lauf reinkommen, aber nun läuft es. Auch meine Laufuhr zeigte auf der anfänglichen Stadtrunde etwas schräge Pacewerte an. Doch es zeigte sich, dass ich äusserst gleichmässig in ungefähr meiner vorgenommenen Pace startete. Mit einem Durchschnitt von 5:06 Minuten pro Kilometer auf den ersten 25 Kilometer eher auf der schnellen Seite, aber ok. Vorgenommen hatte ich mir, mit etwa 5:15 zu starten. Aber gut, der Weg bis Meilen zog sich hin. Doch das Tempo blieb konstant. Ein Umstand, der mich im Nachhinein besonders stolz macht.

Laufen Zürich Marathon 2023
Laufen und geniessen, auch wenn es oftmals recht einsam wurde. (Foto: Sportograf)
Laufen Zürich Marathon 2023
Der Weg ist lange von Zürich nach Meilen – und noch länger wieder zurück. (Foto: Sportograf)

Nach einer coolen Zeit von 1:47 Stunden durchlief ich bei Feldmeilen die Halbmarathon-Marke. Nun wusste ich: es ist nicht mehr weit bis Meilen. Schon bald geht es zurück. Zurück in die Stadt Zürich, wo das Ziel auf uns alle wartet. Bei ungefähr Kilometer 17.4 kam mir die Marathonspitze entgegen. Anfangs die Spitzenläufer alleine oder in kleineren Gruppen, schon bald auch grössere Gruppen. Sechs Kilometer ging das so, bis auch ich auf dem Rückweg war und vielen anderen Läuferinnen und Läufern entgegen lief.

km 24 bis 27 – von nun an gehts zurück

Vorab dachte ich mir, auf dem Rückweg läuft es dann einfacher. Aber naja, diese Rechnung hatte ich ohne meine Beine gemacht. Sie wurden dann doch ziemlich müde und das Laufen wurde nicht einfacher. Bis etwa Kilometer 27 lief es noch sehr gut, auch wenn ich das Tempo bewusst reduzierte. Auch im Wissen, dass ich alles in allem sehr gut drin war, nur muss mein Körper noch weitere knapp 20 Kilometer mitmachen, um erfolgreich ins Ziel zu kommen.

Laufen Zürich Marathon 2023
Von nun an ging es zurück – leichter wurde es deshalb nicht. (Foto: Sportograf)

Trotz allen Strapazen genoss ich den Lauf noch immer in vollen Zügen. Das Wetter war schlicht perfekt und die Zuschauer am Streckenrand feuerten uns mit einer genialen Begeisterung an, die mich beeindruckte. Einige Zuschauer werden mir auf den späteren Kilometer noch mehr helfen, als sie in diesem Moment wohl ahnten. Aber auch unter den Läufern war eine Begeisterung spürbar, die mich einfach immer weiter antrieb. Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer.

km 27 bis 30 – das Kämpfen beginnt

Aber eben, einfacher wurde es nicht. Im Wissen um den langen Weg zurück in die Stadt Zürich und die verbleibende Distanz kamen zwischenzeitlich ein paar Zweifel auf über mein Vorhaben, diesen Marathon erfolgreich zu finishen. Mit einem Lächeln und wenn möglich unter vier Stunden. Das tolle an dieser Situation? Das Zweifeln blieb nicht lange! Dank den Zuschauern und den Musikern am Streckenrand kam die Freude am Laufen schnell wieder zurück und irgendwie auch schon der Stolz, einen kleinen Teil von diesem Super-Marathon-Event zu sein.

Ob schnell oder langsam,
ob sportlich oder im Alltag,
Bewegung tut der Seele gut.

Mein persönlicher Slogan auf meinem Laufshirt.

Ich sagte mir nun, heute werde ich erstmals einen Marathon finishen! YES! Und der Respekt vor allen Wiederholungstätern wurde immer grösser. Kurz nach der Wende in Meilen überholte mich ein Läufer und lobte freudig meinen Slogan auf der Rückseite meines Shirts. Und als er dann vor mir lief, stand auf seiner Startnummer anstatt des Namens auf goldenem Hintergrund „20 x“. Wow! Wir laufen hier alle den 20. Zürich Marathon und er läuft diesen Lauf ebenfalls zum 20. Mal. Respekt!

km 30 bis 35 – von Verpflegung zu Verpflegung

Ich muss es nun einfach noch irgendwie in die Stadt zurück schaffen. Den elend langen Weg dem See entlang noch hinter mich bringen und dann bringe ich das Ding hier auch ins Ziel. Aufgeben kam in meinen Gedanken niemals vor, also war somit alles noch im grünen Bereich. Anderen Läufern ging es leider weniger gut und mussten am Streckenrand betreut werden. Dies wollte ich auf alle Fälle verhindern.

Also entschloss ich mich, von nun an bei den Verpflegungsstationen kurze Zeit zu laufen und mich mit Iso-Getränk und Banane zu verpflegen. Nach einiger Zeit lief ich wieder in etwas gedrosseltem Tempo. Weitere rund drei bis vier Kilometer bis zur nächsten Verpflegungsstation, wo ich das ganze Spiel wiederholte. Diese Taktik bewährte sich sehr gut, auch nachträglich betrachtet. Plötzlich kam der Bahnhof Tiefenbrunnen in Sicht und schon bald liefen wir hinein ins Seefeld und die Innenstadt von Zürich.

km 35 bis 38 – wieder rein in die Stadt

Dies alles war auf Höhe von Kilometer 35 soweit. Und da – und noch einige hundert Meter weiter – kam uns eine Riesenschar schneller Läuferinnen und Läufer entgegen. Das Feld des um elf Uhr gestarteten Halbmarathons kreuzte uns und es war nun voll was los. Und das blieb nun mehr oder weniger so. Die Zuschauer am Streckenrand wurden mehr mit dem Höhepunkt beim Sechseläutenplatz und besonders auf der Quaibrücke.

Laufen Zürich Marathon 2023
Kurz vor dem Ziel war das Leiden beinahe wieder vergessen. (Foto: Sportograf)

Leider gab es auf Stadtgebiet nur ganz wenige Musikformationen, das würde ich mir persönlich noch wünschen – doch die Zuschauer war schlicht top und pushten uns auf die letzten Kilometer! Auch erfreuten mich ein zweites Mal meine Frau Andrea und unser Sohn Lars mit ihrer Unterstützung, was mich zusätzlich stolz machte. Ohne sie würde ich diesen Marathon wohl kaum laufen.

km 39 bis 41 – Krämpfe in Bein und Fuss

Noch vier Kilometer! Ich wünschte mir das Ziel herbei und doch sah ich es beim Bürkliplatz positiv – es sind NUR noch vier Kilometer. Trotzdem wurde ich auf diesem Abschnitt plötzlich von Krämpfen geplagt. Erst mussten wir auf der leider sehr leeren Bahnhofstrasse bis kurz vor den Hauptbahnhof laufen und dann wieder zurück bis zum Bürkliplatz, von wo es nun aber definitiv nur noch 1.5 Kilometer bis ins Ziel waren.

Laufen Zürich Marathon 2023
Lächeln für die Kamera, aber vor allem für das Gemüt. (Foto: Sportograf)

Ja, und dann kamen sie, die Krämpfe in Waden und sogar im linken Fuss. Deshalb musste ich zwischenzeitlich nochmals gehen, konnte dann aber bald wieder in lockerem Tempo laufen. Die Krämpfe zeigten mir eindrücklich, wie schnell ein solcher Lauf auch viel früher vorbei sein kann, wenn sie zuschlagen und nicht mehr weggehen. Aber hey, noch nie war ich eine solch lange Distanz gelaufen und mittlerweile habe ich selbst die 40 Kilometermarke erfolgreich überlaufen.

km 41 bis 42.195 – einfach nur noch Stolz

Bürkliplatz, noch 1.5 Kilometer, ab ins Ziel! Mit lockerem Laufen konnte man meinen Laufstil sicherlich nicht mehr vergleichen. Doch plötzlich kam eine Freude und ein Stolz auf in mir, dass sämtliche körperlichen Beschwerden zur Nebensache wurden und irgendwann schlicht vergessen gingen. Ich lief und lief und lief einfach immer weiter dem Ziel entgegen. Auch zeitlich wusste ich, dass ich mit Sicherheit unter den vier Stunden bleiben werde und mein zeitliches Ziel somit erreiche.

Laufen Zürich Marathon 2023
Geschafft! Überglücklich und stolz beim Zieleinlauf am Zürich Marathon 2023. (Foto: Sportograf)

Blieb nur noch das wichtigste aller Ziele: mit einem Lächeln ins Ziel einlaufen. Und JAWOHL! Auch das schaffte ich! Kurz vor dem Ziel jubelte ich bereits Andrea und Lars freudig zu. Stolz und überglücklich. Wenig später hob ich die Arme in die Höhe und lief mit einem Strahlen sondergleichen ins Ziel des 20. Zürich Marathon ein. Ich habe es geschafft und meinen ersten Marathon gefinisht! Wow! 3 Stunden, 56 Minuten und 9 Sekunden brauchte ich für die 42.195 Kilometer, was einer durchschnittlichen Pace von 5:35 Minuten pro Kilometer entspricht.

km 43 – geniessen und Füsse baden

Nein, ich lief nicht noch weiter. Aber ich genoss die Orangenschnitze und Biberli im Ziel. Gefühlt ass ich für jeden Kilometer einen Orangenschnitz. Keine Ahnung, aber fein waren sie und vor allem taten sie super gut. Und dann warteten Andrea und Lars auf mich. Stolz lächelnd und mit einem gekühlten alkoholfreien Bier im Gepäck. Und um die Flasche drum haben sie ihre Glückwünsche gemalt.

Laufen Zürich Marathon 2023
Diese Medaille werde ich in Ehren halten – das alkoholfreie Bier hingegen habe ich direkt genossen. (Foto: April 2023)
Laufen Zürich Marathon 2023
Das Wasser war schon beinahe kälter als das Eis. (Foto: April 2023)

Es war einfach wunderschön, dass sie mit mir dieses (für mich) irre Projekt Marathon mitgemacht haben. Gemütlich schlenderten wir vom Mythen Quai rüber zum Bellevue, wo wir mit Tram und Bus nach Hause fuhren. Dazwischen stolperten wir noch über einen Glacestand – versteht sich von selbst, dass wir da nicht einfach so dran vorbei kamen. Und zudem bekamen meine Füsse noch die Gelegenheit für ein kaltes Fussbad im See.

Und jetzt?

Mal ganz ehrlich. Diese 42.195 Kilometer sind irgendwie schon verdammt weit. Für mich nach aktuellem Gefühl zu weit. Einen Marathon kann ich definitiv nicht einfach mal so nebenbei laufen. Ich muss einen gewissen Trainingsaufwand betreiben, um es erfolgreich zu schaffen. Klar, ich laufe unglaublich gerne und auch sehr viel. Aber trotzdem, habe ich zumindest im Moment nicht das Verlangen, bald mal wieder einen zweiten Marathon zu laufen.

Ganz sicher aber werde ich weiterhin viel Laufen, eigene Laufprojekte angehen und auch an Laufevents teilnehmen bis hin zum Halbmarathon. Direkt bevor steht nun der Wings for Life World Run am Sonntag, 7. Mai sowie der Flughafenlauf im Rahmen des ZKB Zürilauf Cup am Auffahrtsdonnerstag, 18. Mai. Am Samstag, 16. September folgt am Greifenseelauf in Uster mein insgesamt 10. Halbmarathon und am Sonntag, 10. Dezember möchte ich natürlich wieder am Zürcher Silvesterlauf mit dabei sein.

Was meine Laufprojekte angeht, so peile ich dieses Jahr einen Lauf durch das Seetal von Luzern nach Lenzburg und – ein wenig länger – entlang der Reuss vom Gotthardgebiet bis zur Aare. Weitere Ideen und Infos zu bereits gelaufenen Projekten findest du in den jeweiligen Laufjahresinfos, für das aktuelle Jahr unter Laufjahr 2023.

Fazit

Laufen: JA klar. Halbmarathon: JA. Marathon: Aktuell nein. Aber sag niemals nie.

Laufen Zürich Marathon 2023
Überglücklich über den gelaufenen Marathon und die Unterstützung meiner Familie. (Foto: April 2023)

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2 Antworten

  1. Martin sagt:

    Du siehst auf allen Fotos total frisch aus. So schlimm kann es nicht gewesen sein! 🙂

    Herzlichen Glückwunsch zur Premiere.

    Wird sicher nicht der Letzte sein. Sag ich mal so…

    • Stefan sagt:

      naja, da gab es schon noch ein paar andere Momente 😉
      Aber freu mich schon, dass ich tatsächlich auch am Ende des Laufes irgendwie noch einigermassen gut aussehen konnte 🙂

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